Kinder lernen Radfahren

Auf der Polis-Konferenz ergab sich ein interessantes Gespräch mit den Menschen hinter Schulterblick, der Wiener Fahrradschule. Schulterblick bietet wie die Radlobby oder andere Anbieter Radfahrkurse für Schulklassen an. Anders als andere führt Schulterblick die Kurse aber auf Radwegen im Stadtverkehr durch. Das Training findet also nicht in einem abgegrenzten Raum, sondern auf tatsächlichen Wiener Radfahranlagen (und zum Teil auf tatsächlichen Radwegen) statt.

Graphik: Schulterblick.at / utes.at
Graphik: Schulterblick.at / utes.at

Die Schulterblick-Methode

Die "Schulterblick-Methode," die auf der Konferenz vorgestellt wurde, ist dabei zwar einerseits denkbar einfach: Die Kinder lernen sichtbar zu sein, ihre Absichten im Verkehr klar auszudrücken sowie mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen zu kommunizieren. Andererseits ist es genau dieser auf das Wesentliche reduzierte Ansatz kombiniert mit praktischer Übung, der die Aufmerksamkeit der SchülerInnen am effektivsten zu nützen scheint.

Schulterblick bietet die Kurse für SchülerInnen zwischen 9 und 11 an. Wobei sie aber durchaus andenken, in Hinkunft auch jüngere und ältere Kinder zu trainieren. Denn insbesondere Kinder, die mit 12 radfahren dürfen, sich aber noch nie mit Verkehrsordnung und -zeichen auseinandergesetzt haben, könnten ein Training gut gebrauchen.

 

Finanziert werden die Kurse in Wien in erster Linie von der Mobilitätsagentur. Aber wie bei viele anderen guten Dingen gilt auch hier, dass das Budget nicht genug ist. Eigentlich sollte jedes Kind auf einer Wiener Schule nicht nur die Möglichkeit bekommen, die Radfahrprüfung abzulegen, sondern auch das Radfahren praktisch trainineren können. Wofür aber mehr als das bislang eingesetzte Budget nötig ist (und es wohl auch einen anderen Budgettopf braucht).

RadfahrlehrerInnen werden ausgebildet.

Interessant war auch zu lernen, dass das Klima:aktiv-Programm eine Ausbildung zur Fahrradlehrerin oder zum Fahrradlehrer anbietet. Die ersten "MastertrainerInnen" wurden bereits zertifiziert. Die Ausbildung umfasst 42 Unterrichtseinheiten und besteht aus 4 Modulen (2 Theoriemodule und 2 Praxismodule) sowie aus zwei Prüfungsteilen (Theorie und Praxis). Ein neuer Lehrgang soll Anfang 2018 starten, auf der Website gibt es dazu aber bislang noch keine Informationen.

 

Update 20.12.2017: Mittlerweile sind die nächsten Termine für den Lehrgang fixiert: Vom 25.-26.1. sowie 26.-27.5.2018 kann man sich zur/zum zertifizierten RadfahrlehrerIn ausbilden lassen. Der Kurs ist kostenfrei. Mehr Informationen gibts auf der Website von Klima:aktiv.

Radl & Roller

Insgesamt ist also zu hoffen, dass mit mehr zertifizierten RadfahrtrainerInnen noch mehr Kurse angeboten werden. Denn gegenwärtig stehen vor den Schulen deutlich mehr Tretroller als Räder. Das liegt wahrscheinlich an den guten Öffis und der idealen Kombination mit einem Roller. Vielleicht auch an der herausfordernden Radinfrastruktur, auch vor Schulen (dazu etwa der Blogeintrag zur Maroltingergasse im Westen Wiens).

 

Aber um Kinder in einer frühen Phase in die aktive Mobilität zu leiten, ist es wichtig, sie auch auf das Fahrrad zu bringen. Die Radfahrkurse von Schulterblick können dafür einen wertvollen Beitrag liefern.