Wien ist im öffentlichen Verkehr top. 38 Prozent der Wege werden in den Öffis zurückgelegt, zumindest vor Corona. Durch das günstige Jahresticket ist es für fast
alle leistbar und auch in der Krise sind viele Jahresabos ein Vorteil für die Wiener Linien.
Trotzdem schwächelt der öffentliche Verkehr. Jetzt rächt sich, dass im Individualverkehr in Wien lange Jahre autozentriert geplant und gebaut wurde. Der
Fahrradverkehr braucht passende Infrastruktur, wie die Straßenbahn. Und dafür braucht es Platz.
Platz für Wien!
Wie ungleich der Platz in Wien verteilt ist: 38 Prozent der Wiener Gehsteige sind schmäler als zwei Meter. Zwei Drittel der gesamten Straßenfläche in Wien sind Fahrbahnen. Nur 25 Prozent der Wege werden mit dem Auto zurückgelegt. Und nur 30% der Wienerinnen und Wiener besitzen überhaupt ein Auto.
Diese unausgewogene Platzverteilung wirkt sich in der Korona-Krise besonders aus: Wo viele Menschen ins Grüne fahren, um sich zu bewegen, stauen die Autos. Weil die Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, auf den schmalen Gehsteigen zwischen den parkenden Pkw Abstand halten müssen.
Jetzt Stellplätze befreien!
Es ist die unbequeme Wahrheit: Private Kfz müssen raus aus der Stadt! Nur so können wir sichere Wege für Jung und Alt auf den Fahrrädern zu schaffen.
Woanders ist es anders: in Gent wurden die bestehenden Parkgaragen gefüllt und am Stadtrand Parkmöglichkeiten geschaffen. An der Oberfläche wurden dafür Parkplätze
reduziert. Gleichzeitig wurden die Mobilität so gelenkt, dass es weniger Verkehr durch die Stadt gibt. Privat-Pkw und Lkw können nicht mehr durch jedes Wohngebiet durchfahren.
Zielverkehr statt Durchverkehr
In Barcelona sind es die Super-Äpfel oder Superblocks: Der motorisierte Verkehr fährt zu und ab, die aktive Mobilität (Fuß- und Radverkehr) fährt durch. Autofahren wird mühsamer, Radfahren wird attraktiver, die Straßen demokratischer, die Stadt entwickelt sich.
In Wien würde man sagen: die Grätzl werden gestärkt.
Viele Maßnahmen könnten in den Bezirken schnell umgesetzt werden und zu relativ niedrigen monetären Kosten. Die Kosten-Nutzen-Rechnung für Lenkungen wie Poller ist eindeutig.
Man muss es nur wollen. Und von der Vorstellung Abschied nehmen, dass in Wien jede und jeder ein Auto haben soll. Ist nämlich nicht so. Vor allem dann nicht, wenn es gute Alternativen gibt.